Hans Jürgen Buchner und seine Keramik

ich habe mit Hans Jürgen Buchner über seine Keramik gesprochen und habe einen Artikel für das Töpferblatt vom "Kalkspatz" geschrieben (das "Töpferblatt" bekommen Mitglieder und Abonnenten und wird im Herbst erscheinen). Hans Jürgen Buchner bot mir an, dass ich zu dem Artikel eine Instrumentalstück von ihm hier einstellen kann (ich muß mich erst mal kundig machen, wie das technisch zu machen ist). Ich stelle den Artikel mit Fotos und eine  pdf-Datei als download anschließend ein

Hier mein Artikel:

Hans Jürgen Buchner und seine Keramik

 Hans-Jürgen Büchner alias Haindling ist weithin bekannt als Musiker. Dieses Jahr feiert Haindling „35 Jahre Bühnenjubiläum“ und er füllt mit über 70 Jahren große Hallen und begeistert die Menschen mit seiner Musik. Sie steht für das bayerische Lebensgefühl. In diesem Artikel geht es aber nicht um die Musik, sondern um die Keramik von Hans Jürgen Buchner. Wir wohnen im gleichen Landkreis, Straubing-Bogen, kennen uns etwas und er kommt immer wieder mit seiner Frau Ulli zu unserem Kunsthandwerkermarkt in Straubing. Ich weiß aber nicht, was er für Keramik gemacht hat. Ich nehme mit ihm Kontakt auf und er spricht auf Anrufbeantworter, dass er natürlich den Kalkspatz kennt und er gerne mit mir ein Gespräch führen will.  Es ist dann aber nicht so einfach, einen Termin auszumachen. Erst nach seiner Tour und dann kommt immer wieder was dazwischen. Beim vierten Anruf, verschiebt er für mich seine Einkaufsfahrt auf später. Ob ich denn wüsste, wo er wohnt. Er erklärt es mir, bei Hirschling vor Geiselhöring abbiegen und dann sähe ich schon die beiden Kirchtürme von Haindling. Nun ich biege ab, sehe kurz die Türme, bei der nächsten Kurve sind sie weg und ich nähere mich auf kleinen Wegen und Straßen durch eine wunderschöne hügelige bayrische Landschaft langsam dem 100 Seelen Ort Haindling. Unterhalb der alten Wallfahrtskirche, im ehemaligen Wirtshaus bin ich dann angekommen.  Und dann schaut auch Hans Jürgen Buchner aus dem Fenster im ersten Stock. Im Nachhinein kam mir, dass dies das perfekte Foto gewesen wäre. Er führt mich in den ehemaligen Stall, der über viele Jahre für die Töpferei genutzt wurde. Es ist an dem Tag drückend heiß und schwere Unwetter sind angesagt. Es ist ein großer Raum, mit Sofa und einem schön dekorierten Tisch. Ein kleiner Brennofen ist auch noch da. Später erzählt Ulli, dass es in der Werkstatt im Winter immer so kalt war und nie warm wurde. Das Anwesen, ein ehemaliges Wirtshaus war eine Ruine, als sie es kauften. Ich hatte mir ein paar Fragen aufgeschrieben. Wie kam er zur Keramik? Vater war Tierarzt, er hatte keine Lust in der Schule zu lernen. In musischen Fächern war er sehr gut und er wollte schon immer Musiker werden. Und da eine akademische Laufbahn nicht möglich war, schauten seine Eltern sich um. In der Manufaktur Keramik Herr, in Bogen begann mit 15 Jahren seine Ausbildung als Töpfer. Dort war er zwei Jahre und im dritten Jahr ging er in die Schule in Landshut. Als er mit seinen Eltern dort im Gang auf den Direktor wartete, kamen so Gestalten die Treppe herauf, alle mit Bart, mit schlechter Haltung und die Kleider voller Dreck. Da stand für ihn fest, dass dies der richtige Platz für ihn ist. Er lernte auch in der Töpferei Hoesslin das Drehen und wurde ein richtig guter Dreher. Nach der Gesellenprüfung machte er gleich weiter, schloss mit der Meisterprüfung ab und war mit 21 Jahren der jüngste Töpfermeister in Bayern. Er arbeitete anschließend zwei Jahre in Kochel am See. Im Jahr 1968 hat er sich dann in Straubing selbständig gemacht. Von Anfang an konnte er seine Keramik gut verkaufen. Sechzehn Lehrlinge hat er ausgebildet und im Jahr 1978 gewann er zusammen mit seiner Frau Ulli den Staatspreis mit einer Deckelvase aus Porzellan. Was hat es mit der „Haindlinger Schrift“ auf sich? Hans Jürgen Buchner hat im Jahr 1990 eine Platte aus Porzellan hergestellt. Sie erinnert an Tafeln aus dem alten Ägypten. Auf der Platte sind mithilfe von Bildzeichen die großen Probleme der Menschheit abgebildet, wie Atomkrieg, Autoverkehr, Umweltverschmutzung. Er ist der Überzeugung, dass es die Menschen nicht mehr so lange gibt, da sie mit der Natur so schlecht umgehen. Er hat die Keramikplatte bei sich auf dem Grundstück in Haindling symbolisch eingegraben. Keramik übersteht alles und wenn andere Wesen viele Jahre später auf die Erde kommen und die Platte finden, können sie anhand der Bilder erschließen, wodurch unsere Zivilisation zerstört wurde.

 

Ursprünglich wollte Buchner beim Autofahren eine ihm passende Musik hören. Und da es sie nicht gab, begann er sie selbst zu komponieren. Er hatte immer größeren Erfolg mit seiner Musik. So gab Buchner seine anfängliche Absicht, „nur nebenbei“ Musik zu machen, bald auf. Die Töpferei trat immer mehr in den Hintergrund und Buchner widmete sich schließlich nur noch der Musik.

 

Da ich seine Keramik sehen möchte, führt mich Hans Jürgen Buchner durch das ganze Haus und in fast alle Zimmer. Und ich darf Fotos machen (er leuchtet mir immer wieder mit einer Lampe. Es ist beeindruckend, überall ist seine Keramik zu finden: Mosaike am Fußboden, Fliesen mit schönen Ritzzeichnungen in Küche und Bad. Dosen, Schüsseln und Tassen sind überall. In Glasvitrinen, Schränken aus den verschiedenen Jahren. Immer wieder sagt er, dass dies auch seine Frau Ulli gemalt, modelliert und gestaltet hat. Ich habe meine Augen fast ausschließlich auf die Keramik, aber es ist nicht zu übersehen, dass jeder Raum seinen eigenen Charakter hat. Es ist bunt, farbig, fröhlich und mit einem eigenen Stil eingerichtet. Natürlich sind viele Musikinstrumente überall. Hans Jürgen Buchner kann gar nicht anders als einen großen Gong beim Vorbeigehen zum Klingen zu bringen oder er spielt kurz eine paar Takte auf einem Klavier in der Werkstatt.  Alles ist erfüllt von Musik, Kreativität in vielfältiger Ausprägung, was für ein schöner und besonderer Platz.

 

Ulli kommt dazu und erzählt recht lebendig, wie es in der Töpferei zuging, dass es eine schöne Zeit war. Sie verabschiedet mich dann auch freundlich, aber auch mit dem deutlichen Hinweis: „Schreib was gscheits, sonst,…“ Da werde ich mir Mühe geben, aber das ist ja auch nicht schwer nach so einem schönen Besuch in Haindling.

 

Es gibt einen schönen Film von Toni Schmid, „Haindling und überhaupts“, er wurde anläßlich des 70. Geburtstags gedreht. Er lief 2014 im Kino und im Bayerischen Fernsehen, man findet den Film im Internet als Stream oder kann die DVD erwerben www.haindling.de/.

 

Text und Fotos Martin Waubke

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Heiner Buschmann (Dienstag, 01 Mai 2018 10:23)

    Sehr geehrter Herr Buchner,
    Danke für Ihr gutes und offenes Wort gestern im Fernsehinterview über unsere Umweltsünden. Als Norddeutscher aus Hannover hab ich zufällig Bayern gezapft und leider nur einen Teil gesehen. Geb ich einfach mal die Norddeutsche Zurückhaltung auf:
    Auch alles Gute zum Bühnenjubiläum. Ich wünsche Ihnen , Ihren "Mitstreitern" uns uns noch viele Jahre Ihrer Kreativität.

    Können Sie mir ein Paar Keramiken für meinen Balkon anbieten, dort können meine Erinnerung "azulejos" an Katalonien bayerische Gesellschaft gebrauchen.
    Viele Grüße
    Heine Buschmann

  • #2

    Waubke Martin (Dienstag, 01 Mai 2018 18:46)

    hallo Herr Buschmann, danke für Ihren Kommentar. Sie schreiben dies unter einem Artikel, den ich über Hans Jürgen Buchner verfasste.