Mein Artikel über Christian Janker, in der Dezemberausgabe 2016 des Steinacher Gemeindeboten.
der Schlagzeuger Christian Janker Text Martin Waubke, Fotos „Motivatelier“
Christian Janker hat dieses Jahr den Kulturförderpreis der Stadt Straubing bekommen. Ich treffe mich bei
ihm zu einem Gespräch. Er lebt seit seinem 2. Lebensjahr in Steinach und er spielt bei der JFG Kinsachkickers
in der A-Jugendmannschaft als Torwart. Ich frage Christian, ob es für ihn schwierig ist, mit den
Händen unterschiedliche Rhythmen zu schlagen. Christian meint, dass dies eine Sache des Trainings ist.
Bei einem Drumset, einer Kombination verschiedener Schlaginstrumente hat der Musiker auch mit den
Füßen Instrumente zu schlagen.Er versteht sich als Schlagzeuger, auf Englisch Multipercussionist. Christian
kann sich vorstellen im Orchester zu spielen oder auch als Solist aufzutreten. Bei einem Auftritt als
Tintenklecks
Solist ist die Bühnenpräsenz eine Herausforderung.
Üben war für ihn nie ein Problem.Vor dem Abitur stand er immer im Zwiespalt, dass er etwas mehr für
die Schule lernen sollte. Im Sommer hat er am ABG (Anton-Bruckner-Gymnasium,Straubing)
Abitur gemacht. Erst auf meine Nachfrage erzählt er, dass er einen Notendurchschnitt von 1,5 geschafft
hat. Er hat anschließend eine Aufnahmeprüfung bei der Berufsschule für Musik in Plattling gemacht und
ist gleich in die 2.Klasse aufgenommen worden.
Jetzt steht für ihn nur noch die Musik im Vordergrund. Durch seine Eltern ist er praktisch schon seit
Geburt Mitglied in der Stadtkapelle Straubing. Mit 14 Jahren legte er die Aufnahmeprüfung für
das Bayerische Landesjugendorchester mit Erfolg ab. In das Orchester kommen Musiker, die die gleiche
Begeisterung teilen. Dabei sind Preisträger von Jugend musiziert und namhafte Dozenten erteilen ihnen
Unterricht. Im Winter und Sommer gibt es Probenphasen und anschließend Konzerte. Die Konzertreise
nach Japan war für Christian Janker ein Höhepunkt in diesem Jahr. Aus Kostengründen konnte nur eine
begrenzte Anzahl von Musikern mitfahren und er wurde als Schlagzeuger ausgewählt. Das Orchester
gab Konzerte in Hiroshima, Kyoto, Yokohama und Tokio. Japan bleibt für Christian eine unvergessliche
Erfahrung und das Land hat ihn mit seiner Kultur sehr inspiriert.
Mich beeindruckt, dass Christian Janker bereits weiß, was er machen möchte und dies zielstrebig verfolgt.
und ich spüre dabei seine Freude an der Musik.
In der Märzausgabe 2016 des Steinacher Gemeindeboten kam mein Artikel über Susanne Dorfner. Hier der Text:
Susanne Dorfner
Ich fahre mit dem Fahrrad nach Wolferszell und biege in den Mühlenweg zur Dorfner Mühle. Es
geht über die Kinsach, unter dem großen Hofplatz verschwindet der Bach und taucht
dahinter wieder auf. Die Dorfner Mühle ist ein großer Gebäudekomplex, der von weitem zu
sehen ist. Es stehen einige Lastwägen im Hof und zu hören ist ein ruhiges beständiges Brummen
aus dem Betriebsgebäude. Mühlen lagen oft an Bächen, um die Kraft des Wassers als Antrieb
für die Mühle zu nutzen. Dies war technisch kompliziert, es verlangte viel Geschick und Sachverstand,
im Mittelalter war dies dem Umfeld oft unheimlich. Es gibt zahlreiche Geschichten und
Sagen in denen Mühlen vorkommen. Wer kennt nicht den Roman „Krabat“ von Otfried Preußler.
Im Jahr 1376 wird ein Müller Stephan aus Wolferszell urkundlich erwähnt, seit dem Jahre 1902 ist
die Mühle im Besitz der Familie Dorfner.
Ich bin mit Susanne Dorfner verabredet, sie ist mit 27 Jahren Geschäftsführerin der Mühle.
Susanne Dorfner ist gerade im Mühlengebäude und will von mir wissen, worum es bei diesem
Artikel geht. Ich erzähle, dass „Tintenklecks“ eine Seite für Jugendliche und junge Erwachsene
ist. Junge Leute aus der Gemeinde Steinach schreiben, wo sie gerade „stehen“, welchen Weg
sie berufl ich oder privat einschlagen. Schwierigkeiten, Zweifel, Unsicherheiten gehören dazu,
sind interessant und sollen erzählt werden.
Schnell klärt sich, dass Susanne Dorfner selbst nicht etwas schreiben will. Gut, dann werde ich
dies übernehmen.
Ihr Vater, Wolfgang Dorfner hat seine Kinder nicht gedrängt, den Betrieb zu übernehmen. Seine
drei Söhne haben sich berufl ich anderweitig orientiert. Susanne hingegen war schon als Kind bei
der Ernte dabei und hat sich in der Mühle etwas Taschengeld verdient.
Für sie stand schon sehr früh fest, dass sie den Beruf Müllerin ergreifen und so früh wie möglich in
der Mühle mit anpacken wollte.
Sie absolvierte die Realschule, machte die Ausbildung als Bürokauffrau, später auch als
Müllerin. Heute nennt sich der Beruf Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft.
Susanne Dorfner setzte den Wirtschaftsfachwirt des Handwerks als weiteren Abschluss
drauf.
Ich frage sie, ob es für sie ein Problem war, als Chefi n anerkannt zu werden von Mitarbeitern,
Text und Fotos: Martin Waubke
die sie als Kind, Auszubildende erlebten? Susanne Dorfner antwortet darauf, dass sie sich
Autorität durch viel Engagement und Arbeit erarbeiten musste.
Es sind etwa 25 Angestellte, bis auf die zwei Bürokraftfrauen sind es nur Männer. Sie ist mit drei
Brüdern aufgewachsen, deshalb versteht sie es gut, mit Männern zu arbeiten. Da ihr Vater
bereits über 70 Jahre alt war, übernahm sie immer mehr die Geschäftsführung. Die Zusammenarbeit
mit ihrem Vater klappt sehr gut. Mit jetzt 27 Jahren hat sie weitaus mehr Verantwortung
als andere in ihrem Alter. „Es ist schön mit einem lebendigen Produkt zu arbeiten, das jedes Jahr
bei der Verarbeitung andere Herausforderungen stellt.“
Vieles ist in der Mühle computergesteuert, Abläufe sind zertifi ziert, die Mehle werden im
hauseigenen Labor untersucht. Verschiedenste, innovative Mehle werden an Backbetriebe
geliefert. Im Jahr 1950 gab es in Deutschland noch fast 19.000 Mühlen, heute sind es noch 550.
Als die Hackermühle in Straubing letztes Jahr ihren Betrieb einstellte, ergriff sie die Möglichkeit
selbst einen Mühlenladen zu eröffnen. Im „Mühlenladen“ erhält man auch in kleinen Mengen
Bio- und konventionelle Ware wie Weizen, Dinkel, Roggen sowie Brotgewürze, Nudeln und vieles
mehr. Der Laden erfreut sich steigender Beliebtheit und das Sortiment wird somit ständig erweitert.
Dies ist ein neuer Bereich des Unternehmens, den Susanne Dorfner mit viel Engagement
führt.
Am Pfi ngstmontag, den 16.5.16, ist Tag der offenen Tür.
Susanne Dorfner möchte gerne Interessierten die Möglichkeit bieten, die Mühle zu besichtigen
Im Februar 2016 schrieb ich einen Artikel über ein Treffen des Helferkreises Steinach in dem Flüchtlingsheim Rotham, Steinach. Der Artikel erschien in der Märzausgabe des Steinacher Gemeindeboten.
Tea Time Helferkreis Steinach
In Rotham, Gewerbegebiet Steinach empfängt mich ein Schild mit der Aufschrift: Dezentrale Flüchtlingsunterkunft, Landkreis Straubing-Bogen REFUGEES WELCOME. Es ist eine ehemalige Gewerbehalle, die ein privater Betreiber umgebaut hat. An diesem Samstagnachmittag ist Tea Time. Wie Claudia Stein mir erzählt, wurde der Name Tea Time gewählt, da das Treffen am späten Nachmittag 16 bis 18 Uhr stattfindet, dem Zeitpunkt um sich auf eine Tasse Tee zu treffen. Vorerst findet es einmal im Monat statt, es ist aber durchaus möglich, dass es öfter stattfindet, vorausgesetzt, es finden sich noch mehr Leute zu den Vorbereitungen. Es ist eine feste Zeit zur gemütlichen, ungezwungenen Kontaktaufnahme mit den Flüchtlingen. An diesem Samstag hat ein kleines Team um Brigitte Körner Musik- und Geselligkeitsspiele vorbereitet. Frau Fischer ist mit Farben da, um Gesichter zu schminken. Claudia Stein erzählt mir, welche Aktivitäten beim Steinacher Helferkreis Steinach es zur Zeit gibt. Während wir uns unterhalten, sprechen Flüchtlinge Claudia Stein wiederholt wegen allem Möglichen an. Oft ist es ein Schreiben einer Behörde. Sie zeigen ihn her, da sie nicht verstehen, worum es geht. Meist sind es kleinere Angelegenheiten, ich habe den Eindruck, dass viele Flüchtlinge froh sind mit Deutschen in Kontakt zu kommen, um in dem neuen Umfeld etwas Orientierung zu bekommen. Geplant sind kleinere Ausflüge, z.B. zum Tierpark oder zum Schlittschuhlaufen. Demnächst soll in der Unterkunft ein Kurs zur Verkehrserziehung mit einem Fachkundigen angeboten werden. Judith Nickles ist ehrenamtliche Helferin sie schaut mehrmals in der Woche nach der Arbeit in der Unterkunft vorbei. Auf meine Frage, ob sie sich dort als Frau unsicher fühle, verneint sie. Ein Flüchtling habe sie beim ersten Mal gleich eingeführt und es ist für sie überhaupt kein Thema. Sie wird in viele Zimmer eingeladen und sie hat eher das Problem, dass sie nicht so viel Zeit hat. Mehrmals ist sie schon zu Essen mit typisch syrischer Küche eingeladen worden. Herr Hupfeld hat bereits Fahrräder zusammen mit Flüchtlingen hergerichtet, damit sie fahrtüchtig und verkehrssicher sind. Montag nachmittag kommen Claudia Stein und am Donnerstag Nachmittag Thomas Langhoff in die Unterkunft und sind bereit z.B. bei Briefen von Behörden „lesen“ zu helfen. Wenn sie da sind, haben Flüchtlinge die Möglichkeit, das eine oder andere Wort Deutsch zu hören, lernen und zu sprechen. Donnerstagabend von 20 bis 22 Uhr können Flüchtlinge in die alten Turnhalle. Thomas Langhoff und Rainer Schick betreuen diese Aktivität, bei der auch Steinacher willkommen sind. An den ersten Abenden spielten die Flüchtlinge noch Tischtennis und Basketball. Seit einigen Donnerstagen aber ist das Interesse an Fussball größer.
Ich habe in letzter Zeit immer wieder ehrenamtliche Helfer gefragt, ob sie sich selbst schon einmal bereichert fühlten, wenn sie mit Flüchtlingen zu tun haben: Claudia Stein schrieb mir dazu, dass es ihr wichtig ist, zu erleben, daß man Menschen helfen und zusammen mit anderen Menschen etwas bewegen kann. Die USA sind ihr Heimatland und da freut es sie als „neue deutsche Staatsbürgerin“ etwas an die Wahlheimat zurückgeben zu können. „Aber es ist auch ein positives Gefühl, den Flüchtlingen zu helfen – die menschliche Interaktion; der interkulturelle Austausch; einen anderen Blickpunkt wahrzunehmen; die Erinnerung daran, wie gut es uns eigentlich geht im Vergleich; all diese Faktoren zusammen sind für mich die Bereicherung. Genauso wichtig finde ich ist die Zusammenarbeit mit meinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern hier in Steinach. Ich bin immer wieder total beeindruckt von der unkomplizierten und großzügigen Hilfsbereitschaft der Steinacher! Ich genieße genauso das Kennenlernen, die Zusammenarbeit, die Gespräche mit den „Einheimischen“.
Eine junge Frau, die UMFs, d.h. junge unbegleitete minderjährige Jugendliche in Bogen betreut meinte, dass die Kultur für sie eine Bereicherung ist: sie können z.B. sehr gut tanzen oder Essen kochen. Für die Betreuerin ist es immer wieder erstaunlich was die „Jungs“ alles können. Sie haben in ihrer Heimat von jung auf arbeiten müssen und können deshalb so vieles. So ist ihr Auto in Bogen stehengeblieben und sofort kam eine ganze Gruppe UMFs zum Auto und waren solange amSchrauben,bis das Auto wieder gelaufen ist.
Deutschland aus der Perspektive eines Flüchtlings zeigt der Film des syrischen Filmemachers Firas Al Shater. Er lebt seit zwei Jahren in Deutschland lebt. Der Film wurde über eine Millionen mal angeschaut und tausende Male geteilt .https://youtu.be/ZozLHZFEblY
Vienna Calling von Magdalena Ebenbeck. Artikel erschien im Dezember 2015 im Steinacher Gemeindeboten.
Nach meinem Abitur 2012 hatte ich mich dafür entschieden, vor dem Studium ein Jahr Auszeit zu nehmen.
Gemeinsam mit einer Freundin reiste ich vier Monate kreuz und quer durchs wunderschöne, grüne
Irland, wieder zuhause angekommen arbeitete ich ein halbes Jahr, um meine geplünderten Kassen wieder
aufzufüllen.
Und schließlich kam nach einem Jahr der Sommer 2013 immer näher und mit ihm die Frage, was ich
denn in Zukunft machen will und wo es hingehen soll mit mir. Schnell wurde klar, dass das „was“ aufgrund
meiner Begeisterung für Literatur relativ rasch mit dem Studium Deutsche Philologie beantwortet
werden konnte, während mir das „wohin“ schon schwerer fi el. Viele meiner Schulfreunde und -freundinnen
hatte es mittlerweile zum Studium nach Regensburg oder München verschlagen, mein Freund
studierte jedoch in Wien. Auch mit meiner Familie hatte ich schon einen wunderschönen Wien-Urlaub
verbracht und konnte mich durchaus für die Stadt begeistern.
Mein Studienfach wurde auch in Wien angeboten, die Stadt hatte mich beeindruckt und so erhörte auch
ich nach langem Abwägen den Ruf der österreichischen Hauptstadt und zog im September 2013 ins ca.
360 km entfernte Wien. „Ist doch gar nicht so weit weg“, sagten die einen, oder „Ach die Wiener sind uns
Bayern doch sicher eh recht ähnlich!“, „Wieso denn zum Deutschstudium ausgerechnet nach Österreich?“
wunderten sich Andere. Und obwohl ich Wien nie als sonderlich weit entfernt empfunden hatte und mir
keinerlei Sorgen über große kulturelle Unterschiede machte, war es dennoch ein großer Schritt für mich.
Das erste Mal in eine eigene Wohnung zu ziehen ist wohl für jeden aufregend und ich hatte vorher zum
Beispiel nicht bedacht, dass ich durch meinen Umzug nach Österreich wohl oder übel auch einen neuen
Handyvertrag und ein neues Bankkonto brauchte. Doch für kleinere Unannehmlichkeiten in der Anfangsphase
hat mich Wien mittlerweile ordentlich entschädigt. Jährlich führt das internationale Beratungsunternehmen
Mercer eine Studie zur Bewertung der Lebensqualität in 230 Metropolen weltweit durch.
Und nicht zu Unrecht wurde Wien ein weiteres Mal zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt.
Die Stadt ist ein Zusammenspiel, ein Nebenher und wohl manchmal auch ein unsanftes Aufeinanderprallen,
von jung und alt, arm und reich. Wien wirkt jung und kreativ, innovative Ideen und fortschrittliche
Denkweisen fi nden da Eingang in Musik, Kunst, Kultur und Küche. Da lassen sich pelz- und perlenbehängte
Frauen und schick gekleidete Männer in den überteuerten Fiakern herumfahren, es wuseln tagsüber
hunderte Touristen an den fast theatralischen Bauten der Ringstraße vorbei, fotografi eren sich vor
Parlament, Rathaus und Universität, in der hunderte Studenten sich den Kopf über aktuellen Stoff,
Karlskirche im Nebel
Schloss Schönbrunn
Studiengebühren oder ihre Zukunft zerbrechen und zum Votivpark, wo abends Obdachlose um Kleingeld
bitten oder sogar übernachten müssen.
Für mich war der Umzug von Steinach nach Wien also natürlich eine Umstellung, vieles in einer
vergleichsweise so großen Stadt ist anders, interessant, schockierend und stimmt einen nachdenklich.
Dennoch würde ich nicht behaupten, die Veränderung war für mich ein großer Kulturschock. Denn Wien
ist in meinen Augen eine der offenherzigsten Großstädte, die ich je besucht habe. Nicht umsonst bezeichnet
zum Beispiel Margarita Kinstner in ihrem Roman „Mittelstadtrauschen“ Wien nicht als Groß-,
sondern eben als Mittelstadt, die einen nicht wie ein Moloch verschluckt, in der man zwar anonym
bleiben kann, aber nicht muss.
Und auch der Komponist Gustav Mahler bringt mit seinem Zitat „Wenn die Welt einmal untergehen
sollte, dann ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles 50 Jahre später“ das Gefühl, das mich umfi ng,
gut auf den Punkt. Denn in Wien überkommt einen fast der Eindruck, die Uhren würden etwas langsamer
ticken, vieles wirkt gemütlicher, entspannter, entschleunigt, ja fast verschlafen. So könnte man allerdings
natürlich auch behaupten, dass Wien wahrhaftig kein Trendsetter oder Vorreiter unter den modernen
Großstädten ist. Und dennoch wird einem immer wieder bewusst, dass man sich doch in einer Hauptstadt,
wenn auch der eines eher kleinen Landes, befi ndet. Durch seine vielfältigen Winkel, Ecken und Angebote
bezaubert mich Wien in jeder Jahreszeit: Man kann zum Beispiel im Sommer in die alte Donau springen
oder beim „Eisgreissler“ verrückte Eissorten wie „Kürbiskernöl“ oder „Ziegenkäse“ genießen, im Herbst
einen Spaziergang im Erholungsgebiet Steinhofgründe machen oder jetzt in der Vorweihnachtszeit auf
einem der romantischen, liebevoll gestalteten Christkindlmärkte eine heiße Tasse Punsch schlürfen. Das
ganze Jahr über kann man jeden Tag zwischen den verschiedensten Möglichkeiten wählen, ob exotisch
Essen, Lasertag, Konzerte jeglicher Genres, Theatervorstellungen, Kinofi lme in Originalsprache, Museumsbesuche,
Flohmärkte, in Wien wird einem nicht so schnell langweilig! Und auch ich als Literaturinteressierte
komme da aufgrund der dutzenden Lesungen, Poetry Slams und Buchvorstellungen auf meine
Kosten.
Ich spaziere gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin über den Stephansplatz, mir weht ein Geruch von
den Pferden der Fiakerfahrer, Apfelstrudel und Winter in die Nase, ich weiche einem der verkleideten
Konzertkartenverkäufer aus und denke bei mir, dass sich für mich die Frage, warum ich denn Deutsche
Philologie ausgerechnet in Wien studieren möchte, mittlerweile schon tausend mal beantwortet hat.
Namibia is lekker! – zu deutsch: Namibia ist toll! von Maxi Grundler
Artikel erschien im September 2015 im Steinacher Gemeindeboten.
Wüstenmeer, echtes Meer, atemberaubende Bergmassive, ein fast einschüchterndes
Nichts links und rechts von den Straßen, wilde Tiere groß und klein, „König der
Löwen“- Sonnenuntergänge, einen mit funkelnden Sternen bepackten Himmel,
wie ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen habe und Menschen, die sich durch
nichts aus der Ruhe bringen lassen - Namibia im Schnelldurchlauf! Im Rahmen
eines Praktikums an einer namibischen High School hatte ich zum Glück ein halbes
Jahr Zeit dieses traumhafte Land zu erkunden, zu erleben und in mein Herz zu
schließen.
Am 5.Januar 2015 begann ich meine Reise in ein Land, von dem ich bisher nur
wusste, dass es einst eine deutsche Kolonie war, mehr als zweimal so groß ist wie
Deutschland, aber nur 2,3 Mio. Einwohner, Windhuk als Hauptstadt und Fleisch
als Hauptnahrungsmittel hat. Nach einem einwöchigen Aufenthalt in Windhuk
ging es dann mit dem Bus in die Stadt, in der ich und noch fünf andere Freiwillige
sechs Monate leben und unterrichten sollten – Swakopmund, das sowohl direkt
am Atlantik als auch am Rande der Namib Wüste liegt. Sich in Swakopmund wohl
zu fühlen fällt nicht schwer, da es durch die Kolonialzeit noch sehr „deutsch“ ist.
So gibt es eine deutsche Bäckerei, die Brezen und Schwarzwälder Kirschtorte verkauft,
viele deutsche Straßennamen und fast jeder kann ein paar Brocken Deutsch.
Die deutsche Sprache und alles andre „Deutsche“ hat einen hohen Stellenwert in
Swakopmund, was wiederum erklärt, dass Deutsch als Unterrichtsfach an der Namib
High School für alle Schüler mit vier Schulstunden pro Woche verpflichtend ist.
Hier war es meine Aufgabe Deutsch in den Klassen 8, 9 und 10 eigenverantwortlich
zu unterrichten. Dadurch, dass die Schule für afrikanische Verhältnisse sehr gut
ausgestattet war (Bücher für alle Schüler, CD-Player, Beamer, Drucker, Kopierer,
Computer, Internetzugang,...), war das Vorbereiten, Unterrichten und alles andere
Organisatorische um einiges leichter als erwartet. Neben dem Unterricht war an
der Schule auch sonst sehr viel geboten, wie z.B. Sportfeste, Kulturtage (alle Schüler
dürfen statt Schuluniform ihre traditionellen Gewänder tragen), Stay Awake
- Tag (die ganze Schule bleibt, ausgestattet mit Grill, Campingstühlen, Pavillon
Maxi Grundler mit einem Schüler
und Musikanlage, von 16 Uhr nachmittags bis zum nächsten Morgen wach), Campingausflüge
mit den Schülern und „Talent Shows“, in denen die Kinder zweimal
im Monat machen durften, was alle namibischen Kinder so sehr lieben – singen
und tanzen - und das möglichst laut und verrückt!
Neben Schule blieb vor allem an den Wochenenden viel Zeit, um Swakopmund oder
die Gegend im „näheren“ Umkreis (4-6 Stunden Fahrtzeit) zu erkunden. Besonders
schön war der Ausflug zum Waterberg Plateau. Das Plateau sticht deutlich
aus der sonst sehr flachen Landschaft hervor und hat man es einmal bestiegen,
dann hat man, begleitet von intensivem Vogelgezwitscher, eine unglaubliche Aussicht
auf ein grünes Areal (und das ist wegen Wasserknappheit sehr selten in Namibia),
das fast einem Urwald gleicht.
Sehr beeindruckend: die vielfältige Landschaft, die tollen Farben der Natur und die
Tiere, die man am Straßenrand sieht (Antilopen, Springböcke, Esel, ab und zu Giraffen,
Ziegen, Kühe, Pferde,...). Doch kommt man in die Nähe einer Stadt ergreift
einen eher ein beklemmendes Gefühl, wenn sich links und rechts eine Siedlung aus
Hütten, gebaut aus Wellblech, Pappkarton und Styropor erstreckt. Die sogenannten
Townships am Rande jeder Stadt sind Überbleibsel aus der Zeit der Apartheid
(organisierte Rassentrennung in Südafrika) und werden von einem Großteil der
schwarzen Bevölkerung bewohnt. Den Menschen dort fehlt es an sehr viel – Geld,
Beschäftigung, Platz und Hygiene. Da wird einem das Herz schwer, vor allem wenn
man genau weiß, dass viele Schüler nach dem Unterricht in solch ein Zuhause zurückkehren
werden. Aber man weiß dann auch, dass sich die Eltern wenigstens für
die Bildung ihres Kindes einsetzen, was eben nicht immer selbstverständlich ist.
Wie auch in Deutschland hat das Lehrerdasein in Namibia einen großen Vorteil
– Ferien! Vier lange Wochen tourten meine Freundin und ich durch nahezu ganz
Namibia. Mit zwei Allrad – Campern fuhren wir zweieinhalb Wochen zusammen
mit unseren Vätern zuerst durch den Süden Namibias. Der Besuch des Sossusvlei,
eine von mächtigen Sanddünen umschlossene, salzverkrustete Lehmsenke, die Dünenwanderung
bei Sonnenaufgang und der Blick in den 550m tiefen Fish River
Canyon, mit seiner violett-braun-grünen Färbung zählten hier zu den HöhepunkHimbajungen,
die am Straßenrand Rinder hüten
ten. Vom Süden aus arbeiteten wir uns über die Kalahari Wüste mit ihrem schönen
roten Sand hoch bis zum Etosha Nationalpark im Zentrum Namibias. Dort ging
es dann zum ersten Mal auf Safari! Elefantenherden, Nashörner, Löwen, Giraffen,
Zebras, Gnus, Hyänen und schöne, bunte, große Vögel, die es in Europa gar nicht
gibt, konnten wir hier ausgiebig beim Fressen, Baden, Jagen oder Faulenzen bestaunen.
Die restlichen Ferien verbrachten meine Freundin und ich im Norden Namibias.
Besonders in Erinnerung werden mir hier die Epupa-Wasserfälle bleiben, die durch
den Kunene-Fluss aus Angola gespeist werden und mit den vielen kleinen Nebenwasserfällen
ein sehr schönes Naturschauspiel bildet. Im hohen Norden ist auch das
traditionell nomadenhafte Volk der Himba angesiedelt, eine von zwölf ethnischen
Gruppen, die insgesamt in Namibia leben. Der Besuch eines Himba-Dorfes mit
einem befreundeten Himba, der nicht mehr traditionell lebt, war ein tolles Erlebnis.
Die charakteristisch rostrote, samtige Haut - und Haarfarbe erlangen die
Himba-Frauen durch die sogenannte Okra-Paste, eine Creme aus Rinderfett und
eisenhaltigem Steinstaub. Stolz zeigten uns die Frauen (die Männer und Jungs sind
meist mit den Rindern unterwegs) ihren Schmuck, ihre kegelförmigen Hütten aus
Lehm, Kuhdung und Stöcken, die Horde von Kindern, die uns mit ernsten Blicken
musterten und wie man die rostrote Okra-Paste herstellt. So sehr ich auch beeindruckt
war, von einem Leben ohne fließend Wasser, richtigen Häusern und Strom,
so unverständlich waren einige traditionelle Brauchtümer, wie z.B. das Herausschlagen
der unteren vier Schneidezähne in jungen Jahren (Schönheitsideal) oder
das nur für Frauen geltende Verbot sich mit Wasser den Körper zu waschen. Ihren
Körper pflegen die Frauen indem sie sich mit der Okra-Paste einreiben und mit
dem Rauch von Baumrinde und getrockneten Blüten einräuchern. Für uns unvorstellbar,
für die Himba-Frauen eine gewohnte Prozedur.
Zurück in Swakopmund waren nochmal zwei Monate lang Schule angesagt, bis es
dann Ende Juni leider Zeit war Abschied zu nehmen. Dieser fiel mir sehr schwer,
da ich mich in der Schulfamilie sehr wohl gefühlt hatte und mir meine Schüler sehr
ans Herz gewachsen waren.
Vielleicht denkt man sich, lief denn wirklich alles immer ohne Probleme? Natürlich
war es nicht immer leicht und stressfrei den Unterricht vorzubereiten, die Schüler
zu disziplinieren und zu erklären warum, „Ich spiele mit der Hund.“ einfach falsch
ist. Und dennoch habe ich alle Schultage und jeden anderen Tag in Namibia in vollen
Zügen genossen, weil sie die bisher Aufregendsten in meinem Leben waren.
jeweils durch einen Teil oder das ganze Publikum bewertet werden. Die Besten kommen
dann ins Finale und müssen noch einen zweiten Text vortragen. Dem Sieger blühen
Ruhm und Ehre und manchmal auch die Aufgabe des Opferlamms. So wird derjenige
bezeichnet, der bei einem Slam -meist außer Wertung- den Anfang macht. Grundsätzlich
gilt aber auch beim Slam der olympische Gedanke: Dabeisein ist alles. Die Bewertung
spiegelt immer das subjektive Emp nden der Zuhörer wieder, sodass man sich nie zu sehr
von der Publikumsentscheidung beein ussen lassen sollte. Denn einen Poetry Slam zu
schreiben ist nicht allzu schwer, wenn man denken und reden kann. Und reale
Wortgefechte sind verhältnismäßig ungefährlich aber doch brisant.
(1) „Wortschöpfung/Urschöpfung“ oder „Wortneuschöpfung“